1. Wer seid ihr und was waren die Beweggründe für die Gründung eurer Initiative?
Die DSA youngstar ist Deutschlands innovative Agentur für junge Zielgruppen im Bereich Schul- und Jugendmarketing. Wir führen die Interessen von wirtschaftlichen Einrichtungen mit den Interessen von Schule zusammen und wollen die Schulen in ihrem pädagogischen Bildungsauftrag unterstützen. Es ist uns wichtig, Schülerinnen und Schülern Gehör zu verschaffen und ihnen ihre Partizipationsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Im Vorfeld der Bundestagswahl 2013 wurde ein Nichtwähleranteil von 37% bei den unter 21- Jährigen prognostiziert. Junge Leute interessierten sich nicht für Politik, hieß es überall. Das stimmt einfach nicht. Junge Leute wollen nur richtig angesprochen werden, auf Augenhöhe. Mit den Hamburger Partei-Jugendorganisationen entwickelten wir das „It`s Your Choice“ – Konzept. Wir wollten die jungen potenziellen Wähler dort erreichen, wo sie die meiste Zeit des Tages verbringen – in der Schule. So erreichen wir alle, auch die, die sonst nicht auf Informationsveranstaltungen gehen würden. Außerdem gilt: „Jung für Jung“. Bei unserem Polit-Talk sitzen deswegen nur jüngere Politengagierte auf dem Podium, die in einer jugendnahen Sprache den Fragen der Schülerschaft Rede und Antwort stehen. Das erzeugt Nähe und sorgt für einen Dialog auf Augenhöhe. Auch die Moderation ist jugendlich und sorgt für eine offene Atmosphäre zum Austausch. Die Impulse der Jugendlichen werden von den Jungpolitikerinnen und –politikern aufgenommen und weitergetragen. Die Kernzielgruppe von „It`s Your Choice“ liegt im Alter zwischen 16 und 21 Jahren.
2. Was konntet ihr erreichen, wo seid ihr auf Hindernisse gestoßen?
Junge Menschen haben Lust auf Politik. Das zeigte sich bei jeder einzelnen Diskussion. Es gab viele positive Rückmeldungen von Seiten der Schulen sowie der jungen Politikerinnen und Politiker. Die erste Tour finanzierten wir aus eigenen Mitteln. Nachdem die Wahlbeteiligung der 16- bis 18-Jährigen bei der Bezirkswahl 2014 mit 28% erschreckend niedrig war, beauftragte uns die Hamburgische Bürgerschaft zur Bürgerschaftswahl 2015 mit einer größeren „It`s Your Choice“- Tour. Wir besuchten mit der Veranstaltungsreihe vor der Bürgerschaftswahl am 15. Februar 2015 etwa 50 Schulen. Die Wahlbeteiligung unserer Zielgruppe lag bei 52,1%.
Die Themen haben wir mit den Jugendorganisationen entwickelt, jede Schule konnte sich Schwerpunkte aussuchen. Die rechtliche Situation war vielen Schulleitern unklar und sie wollten keine Parteienwerbung an der Schule. Da wir aber pluralistisch vorgehen und auch keine Partei-Flyer auslegen lassen, zerstreuten sich diese Zweifel schnell. Regelmäßig fragen wir vorher aber auch bei den Schulbehörden an, worauf wir achten müssten. Außerdem müssen für Schulen günstige Termine gefunden werden, um viele Jugendliche zu erreichen und nicht in Prüfungsphasen hineinzuplatzen. Das großartige Feedback der Schulen machte es dann den ehrenamtlich arbeitenden Jugendorganisationen schwierig, für jeden Termin Vertreter zu entsenden. Und doch machten sie es jedes Mal möglich. Dafür erlebten sie nach der Tour einen deutlichen Mitgliederzuwachs.
3. Welchen Rat könnt ihr anderen geben?
Geht in die Schulen. Schickt eure jungen Leute. Jugendliche sind politisch interessiert, ihnen fehlt nur eine geeignete Plattform Fragen zu stellen. Während eines Politik-Talks in der Schule erleben sie, wie Politik funktionieren kann und dass es selten ein richtig und falsch, sondern viele verschiedene Grundsätze gibt, von denen sich Entscheidungen ableiten. Manchmal wird es kompliziert, und das ist okay. Die Schülerinnen und Schüler bauen Berührungsängste ab und lernen Ansprechpartner kennen, und zwar nicht nur aus der Partei, die sie vielleicht schon immer gut fanden.
Kurze Antworten und ein faires Podium kommen an. Wer unterbricht oder wer stänkert, der verliert bei Jugendlichen sofort Sympathiepunkte, selbst wenn er in der Sache recht haben sollte. Bei langen Monologen driftet das Publikum schnell ab, besonders bei Politiker-Sprech. Fachbegriffe müssen erklärt werden, Abkürzungen sind fies.
Schickt junge Leute in die Schulen. Selbst wenn zu einer Fachfrage Unwissen eingestanden werden muss, verfangen die Worte besser. Sie sind authentischer, näher, jünger. Zudem werden schneller und offener Fragen gestellt. Wenn Jugendliche zum Engagement angehalten werden sollen, soll ihnen gezeigt werden, dass sie jetzt sofort etwas verändern können, ob durch Engagement in einer Partei oder bei unabhängigen Initiativen. Jung kann jung begeistern.
4. Was muss sich ändern, damit Initiativen wie eure erfolgreicher sein können?
Wir würden schneller und häufiger eine „It`s Your Choice“-Tour durchführen, wenn Kooperationen rascher geklärt werden könnten. So mussten wir schon häufig mit der Planung beginnen, ohne dass wir eine fixe Zusage für eine Finanzierung hatten. Oft waren Jugendorganisationen und Partner in den Ländern irritiert, dass ein privatwirtschaftliches Unternehmen Interesse daran haben könnte, politische Bildung zu fördern. Als kleine Agentur können wir selbst nur kleinere Touren finanzieren. Das Know-How, unser Schulnetzwerk und die Erfahrung in der Organisation von Schulevents aber können wir zur Verfügung stellen.
Wir versuchen stets, mit lokalen Initiativen zu kooperieren. Auch bei Vereinen gibt es Vorurteile. Sobald sie aber verstanden haben, dass die DSA youngstar GmbH ihr Geld mit Werbung und Marketing verdient, mit Ausbildungsplatz- und Aufklärungs- und ja, auch mit verkaufssteigernden Kampagnen, schaffen wir gemeinsam etwas Gutes. Wirtschaft ist nicht automatisch böse, das muss manchmal noch in die Köpfe hinein.
5. Was erwartet ihr von unserer Initiative Demokratie Plus?
Mit ihrem Stammtisch und den vielen Gesprächen mit politischen Akteuren trägt die Initiative dazu bei, die Debattenkultur in Deutschland zu fördern. Wir hoffen, dass Demokratie Plus Barrieren zwischen weiteren Initiativen und politischen Entscheidern abbaut, auf gute Projekte aufmerksam macht und hilft, viele Menschen für Politik und Partizipation zu begeistern und ihre Freiheit und Mitwirkungsrechte zu nutzen.
Bernd Fiedler, 25 Jahre, arbeitet als Projektleiter für „It’s Your Choice“ und die Agentur DSA youngstar, davor hat er fünf Jahre lang neben seinem Politikstudium in Berlin ehrenamtlich das PolitikCafé geleitet.