Mutmacherin Christine Doering von Stalking Justiz

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1. Wer bist du und was waren die Beweggründe für die Gründung deiner Initiative?

Ich bin eine junge Frau, die direkt in ein Leben mit Politik und Engagement hineingeboren wurde, da mein Vater aktiv in der Lokalpolitik war und als Umweltschützer z.B. gegen Olympia in Garmisch-Partenkirchen gekämpft hat. Zum Glück hat er dieses Engagement an mich weitervererbt. Außerdem habe ich die Informationsplattform www.stalking-justiz.de gegründet um Betroffene, Fachleute und Interessierte besser zu informieren und auf Defizite hinzuweisen.

Die Beweggründe meiner Initiative liegen im persönlichen Bereich. Ich war selbst zweieinhalb Jahre von Ex-Partner Stalking betroffen. Ich wurde bedroht, terrorisiert und verfolgt. In dieser Zeit habe ich am eigenen Leib erfahren, wie schwierig die Situation für Stalkingbetroffene in Deutschland ist. Auch nach dem Ende meiner persönlichen Geschichte ließen mich diese Probleme nicht mehr los und so beschloss ich aktiv etwas zu verändern und mich für andere Menschen in meiner Situation einzusetzen

2. Was konntest du erreichen, wo bist du auf Hindernisse gestoßen?

Bisher konnte ich über meine Vorträge im Fortbildungsinstitut der bayerischen Polizei in Ainring eine Sensibilisierung bei Polizeibeamten erreichen und als Gastrednerin bei diversen Veranstaltungen versuche ich, die Probleme von Stalkingbetroffenen deutlicher in den Fokus von Fachleuten und Politik zu rücken.

Ein großes Hindernis ist die aktuell schlechte gesetzliche Lage und die miserable Finanzierung von Opferschutzorganisationen in Deutschland.

3. Welchen Rat kannst du anderen geben?

Niemals aufgeben, nie einknicken, nicht entmutigen lassen!

Ich habe mir für meine Vorhaben drei Ziele gesetzt. Die utopischen, von denen ich weiß ich kann sie nicht umsetzen, aber das Träumen davon ist schön. Die realistischen  langfristigen und die realistischen, die ich in kurzer Zeit umsetzen kann. So bewahrt man sich vor dauerhaften Enttäuschungen und davor, frustriert aufzugeben, weil man keine Erfolgserlebnisse hat. Mein Motto „Auch ein kleiner Schritt, führt in die richtige Richtung“ Immer daran denken, David gegen Goliath kann durchaus funktionieren!

4. Was muss sich ändern, damit Initiativen wie deine erfolgreicher sein können?

Es bräuchte mehr Interesse auf allen Ebenen der Politik und mehr Zugang zu ebendiesen. Häufig wird in der Politik bloße Theorie und Statistiken heran gezogen, statt sich mit Menschen zu unterhalten, die tagtäglich und direkt mit den betreffenden Themen zu tun haben.

Außerdem müssen Finanzierungen für Projekte leichter erreichbar sein. Häufig scheitern wichtige Projekte an der notwendigen Finanzierung und manches endet schon mit dem Denkprozess, weil überhaupt nicht klar ist, wen man bezüglich einer finanziellen Unterstützung überhaupt ansprechen könnte. In München gab es jahrelang die Deutsche Stalkingopferhilfe, die von der wundervollen Erika Schindecker gegründet wurde. Neben einer kostenlosen Hotline für Stalkingopfer bot die DSOH auch Selbstsicherheitstrainings für Stalkingbetroffene an. Die DSOH musste sich auflösen, weil es nicht möglich war, die notwendigen finanziellen Mittel zu bekommen. Seit der Auflösung der DSOH versuche ich die Selbstsicherheitstrainings zu retten, aber ich scheitere bisher an der notwendigen Finanzierung. Und es geht häufig nicht mal um enorme Summen, oft würden kleine Unterstützungen bei ehrenamtlichen Initiativen völlig ausreichen um Projekte und Hilfen am Leben zu erhalten oder überhaupt zu starten.

5. Was erwartest du von unserer Initiative Demokratie Plus?

Ich hoffe auf einer bessere Vernetzung aller Ebenen, Politik, private Initiativen, Verbände usw. Ich hoffe das durch diese Plattform Probleme und Problemlöser zusammenfinden.

 

Christine Doering, 35, Mutter, Feministin, Anti-Stalking-Aktivistin, aus Garmisch-Partenkirchen. Mehr Infos unter www.stalking-justiz.de, www.facebook.com/gegenstalking.

 

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