Volles Haus in der „GalerieGedankenGänge“: Vor über 60 Gästen berichteten am 23.01.2017 der Journalist Gerald Baars und der Soziologe Sebastian Kurtenbach über ihre Erfahrungen im USA-Wahlkampf und gaben ihre Einschätzung zu den Folgen der Trump-Wahl.
Gerald Baars, langjähriger ARD-Studioleiter in New York, Leiter der German American Society in der Auslandsgesellschaft NRW, heute Studioleiter des WDR in Dortmund, erzählte von ersten Begegnungen mit Donald Trump in den 90er Jahren. Sebastian Kurtenbach, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld und Lehrbeauftragter an der FH Dortmund, war zuletzt Anfang 2016 für 5 Monate in den USA, bereiste dort u.a. Michigan und lieferte Wahlkampfeindrücke insbesondere aus Detroit.
Beide verstanden es vorzüglich, die Stimmungen und Entwicklungen zu beschreiben,die letztlich zur Präsidentschaft von Trump geführt haben.
Es wäre aber zu einfach, allein Trumps simple Botschaften, sein überzogenes Auftreten und das Fehlen jeglicher Selbstkritik für seinen Erfolg verantwortlich zu machen. Ebenso genannt werden müssen eine Stimmung gegen das (politische!) Establishment, für das Hillary Clinton stand, sowie letztlich auch ihr Unvermögen, traditionelle Wähler demokratischer Kandidaten zu mobilisieren, weil ihr in ihrer Rolle als Vorkämpferin für die Rechte der Arbeitnehmer*innen Authentizität und Glaubwürdigkeit fehlten.
Die zersplitterte und durchkommerzialisierte Medienlandschaft in den USA verhinderte zudem eine übergreifende, USA-weite Berichterstattung und Diskussion, die Folge: Meinungen und Stimmungen entstanden wesentlich in den und über die sozialen Netzwerke. Aber auch deutsche (öffentlich-rechtliche) Sendeanstalten bekamen Kritik aus dem Publikum zu hören, durch den Hinweis auf eine Statistik, dass in 60% aller öffentlich-rechtlichen Talkshows der letzten Monate Themen rund um Flüchtlingspolitik, AfD und Pegida die zentrale Rolle spielten, inklusive rechtspopulistischer bis rechtsextremer Gäste – als ob es sonst nichts zu diskutieren gäbe. Um hier nur ein Beispiel zu nennen: die zunehmende Vermögensungleichheit in Deutschland sei weder von der Politik, noch von den Medien hinreichend thematisiert worden – dabei handele es sich um eine mindestens ebenso ernsthafte Gefahr für die Demokratie in Deutschland.
In der weiteren Diskussion wurden die Auswirkungen der USA-Wahl auf Europa und die Parallelen in Deutschland diskutiert. Es sei zu befürchten, dass populistische, nationalistische und rechtsradikale Parteien in Europa durch die Wahl Trumps weiteren Aufwind erhalten. Mut machten allerdings die weltweiten Proteste gegen Trump und den Rechtsrutsch in Europa, in dem sich Menschen für ein friedliches und vielfältiges Europa einsetzen. Hier müsse nun dringend angeknüpft werden.
Die Dortmunder Gruppe von Demokratie+ plant bereits die nächsten Veranstaltungen zum Thema Populismus. Wer frühzeitig informiert sein möchte, sollte unseren Newsletter per Mail an dortmund@demokratie-plus.de abonnieren.
Unser Dank gilt Günther Ziethoff, der uns seine „G3 – GalerieGedankenGänge“ freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat und ein perfekter Gastgeber war.