Mutmacher Willi Hoffmeister vom Dortmunder Friedensforum

© Willi Hoffmeister

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1. Wer seid ihr und was waren die Beweggründe für die Gründung eurer Initiative?

Im Dortmunder Friedensforum haben sich Menschen zusammen gefunden, die sich mit den Ursachen von Kriegen, Auswirkungen von Rüstungsproduktion und Kriegen generell auseinander setzen wollen. Wir sind zum Teil friedensbewegte Menschen, die noch die Zeit der Nazi-Diktatur oder die Nachkriegszeit selbst erlebt haben. Einige von uns haben schon in der Zeit des sog. kalten Krieges im Dortmunder Friedensplenum mitgearbeitet. Als sich das Plenum 1990 auflöste, bestand der Wunsch von etlichen Mitgliedern, trotzdem organisiert weiter zu arbeiten. Das war die Geburtsstunde des Forums. Unsere Initiative ist heute Bestandteil der bundesweiten Friedensbewegung. Mit monatlichen Veranstaltungen und Informationsständen vor Ort gehen wir in die Öffentlichkeit immer verbunden mit dem Willen, neue Mitstreiter/innen zu gewinnen.

2. Was konntet ihr erreichen, wo seid ihr auf Hindernisse gestoßen?

1990/91 eskalierte der zweite Golfkrieg. Auf Initiative von Pax Christi und weiteren bildete sich das Bündnis „Kein Blut für Oel“. Die Mitarbeit in diesem Bündnis festigte unsere neu gegründete Initiative. Die Bündnisarbeit zwang uns von Anfang an nicht im eigenen Saft zu schmoren, sondern über den Tellerrand zu schauen. Da die meisten von uns langjährige Erfahrung in der Bündnisarbeit, z. B. in der Ostermarschbewegung oder auch in der betrieblichen Friedensarbeit etc. hatten, war dies eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Es bedurfte einiger Zeit, um den Friedensgedanken mit Antifaschismus zu verbinden. Heute machen wir vieles gemeinsam. Sind es doch die beiden Seiten ein und derselben Medaille.

3. Welchen Rat könnt ihr anderen geben?

In den langen Jahren des „kalten Krieges“ spielten nicht nur die ideologischen Auseinandersetzungen auf der Ebene der unterschiedlichen Parteien eine Rolle. So war die oftmals sehr zugespitzte Diskussion auch in den außerparlamentarischen Bewegungen gar nicht zu vermeiden. Ich denke im Nachhinein, dass dies doch oftmals nicht nur zur Abgrenzung sondern auch zum Nachdenken angeregt hat. Wichtig ist dabei, dass man sich dabei nicht zerstreitet. Das war und ist nicht immer einfach. Da hilft es oftmals einen Blick zurück gerade auch in die deutsche Geschichte zu tun. Ich bin nach wie vor fest davon überzeugt: Bei einem Zusammenstehen der beiden großen Arbeiterparteien SPD und KPD vor 1933 wäre der Nazi-Faschismus verhindert worden. Unsere Erfahrung in den 25 Jahren des Bestehens ist bei allen Diskussionen: ruhig hart – aber bitte fair und solidarisch miteinander umgehen.

4. Was muss sich ändern, damit Initiativen wie eure erfolgreicher sein können?

Nicht einfach zu beantworten. Auf dem letzten Kasseler Friedensratschlag sagte mir eine gestandene Friedensfreundin: „Willi, wir haben in all den Jahren nichts erreicht“. Es war ihre deprimierende Weltsicht nach dem jüngsten mehrheitlichen Bundestagsbeschluss zum Einsatz der Bundeswehr in Syrien. Ja, es ist nicht einfach, Erfolge in der Friedensarbeit aufzeigen zu können, nicht weil es sie nicht gibt – sondern eine messbare Größe nur selten aufzeigbar ist. Und doch: Wenn sich mittlerweile fast zwei Drittel unserer Bürgerinnen und Bürger gegen Krieg, Kriegseinsätze der Bundeswehr im Ausland und gegen Rüstungsexporte ausspricht, zeigt das nicht zuletzt auch den Erfolg der beharrlichen Arbeit der Friedensbewegung. Bleibt also festzustellen, dass die Friedensarbeit nicht erfolglos war. Zwar könnte unser Einfluss in die Politik ohne Frage größer sein und unsere Wortmeldungen mehr gehört werden. Es ist aber auch aus meiner Sicht entscheidend, dass ein großer Teil der deutschen Bevölkerung grundsätzlich antimilitaristisch ausgerichtet ist, wie Umfragen belegen, und für unsere Anliegen sensibilisiert ist. Diese Grundausrichtung der Bevölkerung möchten wir beibehalten und stetig fördern. Natürlich kommt es vor, dass die Mehrheit der Bevölkerung aufgrund konkreter Anlässe, wie z.B. dem Anschlag in Paris, und nach andauernder Werbung der Politik und Medien kriegerische Einsätze befürwortet. Jedenfalls besteht dabei aber stets eine große Skepsis. Nun geht es darum, diese Grundskepsis zu verfestigen und eine Überzeugung daraus zu machen, so dass es auch bei konkreten Anlässen zu keiner mehrheitlichen Befürwortung von kriegerischen Einsätzen mehr kommt. Je öfter uns dies gelingen sollte, desto erfolgreicher sind wir. Da die deutsche Bevölkerung die Zwecklosigkeit der Einsätze in immer kürzeren Abständen, wie jetzt mit dem Syrienbeschluss nach dem sinnlosen und opferreichen Afghanistaneinsatz, vor Augen geführt wird, bin ich optimistisch, dass auch unsere Initiative immer erfolgreicher wird.

5. Was erwartet ihr von unserer Initiative Demokratie Plus?

Der Fisch stinkt am Kopf zuerst, sagt ein Sprichwort. Wenn die gewählten demokratischen Volksvertreter/innen in der Mehrheit ihr Mandat lediglich der eigenen Meinung oder einem Fraktionszwang unterordnen, ohne den mehrheitlichen Willen ihrer Wähler zu berücksichtigen, hat das mit demokratischen Entscheidungen wenig gemein – ja, der durch derlei Handeln herbei geführte Schaden zeigt sich schon lange bei den geringen Wahlbeteiligungen. Aber dennoch: Karl Liebknecht war 1914 einer gegen den Krieg. Bei der jetzigen Abstimmung waren es 145 Abgeordnete die zum Syrieneinsatz Nein sagten. Das lässt hoffen, sollte Ansporn sein und Mut machen für alle außerparlamentarischen Bewegungen, noch eine Schippe Kohlen mehr aufzulegen. Hierbei kann und sollte „Demokratie +“ eine wichtige und verbindende Rolle übernehmen. „Mehr Demokratie wagen“, sagte einst Willy Brandt. Seine Nachfolger haben das missachtet und damit nicht nur ihrer eigenen Partei einen immensen Schaden zugefügt. Machen wir es gemeinsam besser!

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