Demokratie retten

D+ Gruppe 3Seit Jahren sinkt die Wahlbeteiligung in Deutschland. Bei den gestrigen Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen beteiligten sich in einigen Großstäten wie Essen, Oberhausen, Leverkusen oder Wuppertal deutlich unter 40 Prozent der Stimmberechtigten. Die Gruppe der Nichtwähler gewinnt wieder mal mehr Stimmen als jede Partei. Das ist mehr als alarmierend.

Aufgrund der Tendenz zu immer niedrigeren Wahlbeteiligungen haben CDU, CSU und SPD vor kurzem angekündigt, zusammen mit den anderen Parteien Konzepte gegen die sinkende Wahlbeteiligung erarbeiten zu wollen. Obwohl es lange überfällig ist, über den Zustand unserer Demokratie zu diskutieren und über Wege, sie wiederzubeleben, kommt es nur sehr selten zu einer parteiübergreifenden Initiative. Deshalb ist das Vorhaben als solches zu begrüßen. Die Vorschläge zeigen allerdings, wie hilflos oder ignorant die Vorstellungen der Initiator*innen sind. Nimmt man die sinkende Wahlbeteiligung und den eindeutigen Zusammenhang zwischen sozialer Lage und Wahlbeteiligung ernst, darf die Lösung nicht lauten: dass man die Wahllokale zwei Stunden länger öffnet. Natürlich kann man darüber nachdenken, den Bürgern das Wählen zu erleichtern, aber man sollte sich auch eingestehen, dass solche Maßnahmen die wahren Ursachen für Politikverdrossenheit, Frust und daraus resultierender Wahlmüdigkeit außer Acht lassen. Weiterlesen…

Katja Kipping: Einmischen statt meckern

© photocultur

© photocultur

Im vorigen Jahr hat ein bekanntes Nachrichtenmagazin ein Ranking der Berufsstände veröffentlicht, bei dem für die Platzierung das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger maßgeblich war. Sie ahnen sicher, was jetzt kommt: Mit 15,1% sind Politiker ganz am Ende des Rankings gelandet. Selbst Versicherungsvertreter genießen mehr Vertrauen, als Politikerinnen und Politiker. Ich finde ja, dass hier etwas nicht stimmt, im Lande, wenn den gewählten Vertretern des Volkes weniger vertraut wird, als einem Profifußballer, der es immerhin auf 38,8 % Vertrauen bringt. Weiterlesen…

Wir können alles, außer leben

Jagoda Marinić 1„Demokratie, das ist nicht nur ein Kreuz, das man alle paar Jahre setzt.“ Demokratie ist weit mehr. Das war früher der Besorgnissatz in Sachen Demokratie. Vor zehn Jahren noch. Heute lautet er „Wie kriegen wir die Leute dazu, dass sie ein Kreuz machen?“ Mehr wollen wir gar nicht mehr. Die weltoffene WELT ernennt dann auch kurzum den Nicht-Wähler zum neuen Typus des mündigen und entschlossenen Demokraten, weil der den Politikern endlich klarmacht, dass sie nicht wählbar sind. Das ist ungefähr so logisch, wie Eltern, die nie da sind, zu sagen, dass sie gute Erzieher sind. Mag sein, dieser nichtwählende Bürger ist ein ehrlicher Zeitgenosse. Es ist aber vor allem ein Zeitgenosse ohne Wahloptionen. Und somit muss sich auch die WELT fragen: Nehmen diese oft 50% Nichtwähler denn noch Teil an dieser Demokratie, wenn ihnen das Wählen abhanden kommt? Bei der letzten OB Wahl in Mannheim gingen – bei drei Kandidaten – nur noch 30% zur Wahlurne. Und wie sollten Politiker so noch an Wähler kommen? Oder an ihre Interessen. Weiterlesen…

Und sie engagieren sich doch

Frage nicht, was die Demokratie für dich tun kann, sondern frage dich, was du fAnne Straube 1ür die Demokratie tun kannst.*

Reicht es, alle vier Jahre sein Kreuz auf einen Wahlzettel zu setzen? Nein!

Demokratie ist nicht nur das Recht, Vertreter in ein Parlament zu wählen, sondern auch die Pflicht für uns alle, Verantwortung über die Wahlkabine hinaus zu übernehmen.

Die Mitgliederzahlen der Parteien sinken. Demokratisches Engagement aber fand und findet nicht nur in den Parlamenten statt, sondern ganz besonders auch dort, wo es am dringendsten gebraucht wird: vor Ort und in Initiativen. Weiterlesen…

Traurige Abende für die Demokratie

Nicol Ljubić 1Am Wahlabend wird die Demokratie verraten. Zur besten Sendezeit, im Hauptprogramm, jedes Jahr wieder, bei jeder Wahl. Sie wird verraten von den Spitzenpolitiker der Parteien, die unser Land regieren. Es ist längst zum Ritual geworden. Das letzte Mal vorgeführt am 10. Mai, am Abend der Wahl in Bremen. Die Fakten: Die SPD verliert 5,8 Prozent, kommt auf 32,8 Prozent. Die CDU gewinnt 2 Prozent, kommt auf 22,4 Prozent. Aber vor allem: Die Wahlbeteiligung liegt bei 50,1 Prozent – das heißt: jede zweite, der hätte zur Wahl gehen können, hat es unterlassen. Weiterlesen…